Englisches Frühstück

Normalerweise kriege ich früh nicht viel runter – vor um 8 geht bei mir nicht mehr als eine halbe Scheibe Toast auf einmal. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Wenn ich früh raus muss und weiß, dass es bis zum Mittagessen noch lange hin ist, dann steht ich eine halbe Stunde eher auf und mach mir im Zweifelsfall auch mal kurz nach vier Uhr morgens ein englisches Frühstück. Seit ich in England wohne, ist ein großes Frühstück auch mein Ritual für einen faulen Sonntag geworden, und ich habe inzwischen alle Schritte, derer es für ein volles Frühstück bedarf, genau aufeinander abgestimmt.

In britischen Gästehäusern wird das große Frühstück in mehreren Gängen serviert – bevor der warme Teil des Frühstücks serviert wird, isst man etwas Müsli, Porridge oder Marmeladentoast. Zuhause, wo man selber kocht, ist das eher unpraktisch. Außerdem gibt es natürlich regionale Variationen, mit Black Pudding – einer brotigen Blutwurst – als häufigster zusätzlicher Zutat. Manchmal bekommt man auch als Teil des warmen Hauptgangs in Fett gebratene statt getoastete Weißbrotscheiben. Für die Konsensvariante nimmt man pro Person:

  • geschmacksneutrales Pflanzenfett
  • zwei Scheiben Bacon – der Frühstücksspeck, den man in deutschen Supermärkten bekommt, tuts auch, viel leckerer ist aber englischer Speck, der außerdem (trotz des Namens) viel weniger Fett enthält (Tulip hat englischen Speck im Angebot, dessen Qualität ich aber nicht beurteilen kann; ansonsten muss sehen, ob man einen britischen Spezialitätenladen in der Nähe hat, der englishcen Speck verkauft)
  • 2 Würstchen – an die britischen Würstchen kann ich nicht ran (die scheinen auch mehr Semmelbrösel als Fleisch zu enthalten), aber wenn man unbedingt Würstchen auf seinem Teller haben möchte, sind generische kleine Bratwürstchen wahrscheinlich die beste Wahl
  • als vegetarische Alternative zu den Würstchen: 1 Rösti-Ecke aus dem Tiefkühler
  • geviertelte Champignons – ich mag mein großes Frühstück recht gemüsig, weshalb ich eine halbe Packung Champis für mich alleine nehme, aber weniger geht auch
  • halbierte Tomaten – klassischerweise nimmt man eine normalgroße Tomate, die quer zu den Samenkammern halbiert wurde, aber ich bevorzuge 5-6 Kirschtomaten statt der einen großen Tomate, da Kirschtomaten meist nach mehr schmecken
  • 1 Ei
  • ½ halbe Dose bzw. eine Portion Baked Beans
  • mindestens zwei Scheiben Toastbrot
  • optional: etwas Marmelade fürs Toast, damit man nicht vor der Pfanne verhungert, bevor das Frühstück fertig ist
  • Ketchup oder Brown Sauce
  • dazu: 1 Pott kräftigen Tee – bei deutschen Teebeuteln also mit zwei Teebeuteln pro Pott
  • 1 große Pfanne und ein kleiner Topf

Los geht es mit dem Speck und den Würstchen oder der Rösti-Ecke, die in etwas Fett nach Wahl bei mittlerer bis hoher Hitze gebraten werden. Der Speck wird nach kurzer Zeit gedreht, während die Röstiecke oder die Würstchen erst gedreht werden, wenn die restlichen Zutaten in der Pfanne sind. Derweil werden die Baked Beans langsam in einem kleinen Topf auf mittlerer Hitze erhitzt.

Wenn der Speck die ersten braunen Stellen bekommt, schiebt man ihn an den Pfannenrand. Nun gibt man die Champis in die Pfanne, wobei man sie erst auf die eine und dann die andere Schnittfläche legt. Die Champis werden gründlich gesalzen und gepfeffert. Etwa dann, wenn die Champis in die Pfanne kommen, kann man auch das Wasser für den Tee anstellen – der Tee ist dann zwar etwas eher als das Frühstück fertig, aber wenn man einen schön dickwandigen Pott für den Tee verwendet, macht das nicht viel Unterschied. In etwa dann, wenn die Champis brutzeln, dürften die Bohnen anfangen zu köcheln – ab dann werden die Bohnen auf niedriger Hitze warmgehalten.

Wenn die Champis auf beiden Schnittflächen schön braun sind, werden sie auf den Rücken gelegt und zusammengeschoben und die Hitze etwas reduziert. Als nächstes schlägt man das Ei in die Pfanne. Danach legt man die Kirschtomaten mit der Schnittfläche nach unten in die Pfanne (bei Verwendung von großen Tomaten ist es besser, erst die Tomate und dann das Ei in die Pfanne zu befördern). Wenn beides in der Pfanne ist, toastet man die Brotscheiben. Zum Servieren wird alles auf einem großen Teller angerichtet und schnell aufgetragen, damit nichts auskühlt.

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